Cherub

Darstellung der vier Evangelistensymbole Stier, Löwe, Adler und geflügeltes Wesen in einer einzigen Gestalt (16. Jahrhundert)
Cherub, weitgehend der Beschreibung aus Ezechiel 1,4-19 entsprechend, aus der Floreffe-Bibel (um 1156)
Cherubim, Seraphim und Erzengel in der Kuppel der Kathedrale von Cefalù

Ein Cherub (auch Kerub, Kerubenthroner[1]; Mehrzahl Cherubim, Cherubinen oder Cheruben; Hebräisch כְּרוּב, Mehrzahl כְּרֻבִים; lateinisch cherub, Mehrzahl cherubin und cherubim) ist ein übernatürliches Wesen, welches in abrahamitischen Religionen als Diener oder Begleiter Gottes erscheint und unterschiedliche Erscheinungsformen hat. Im Alten Testament wurden die Cherubim noch nicht den Engeln zugeschrieben.[2] Eine explizite Einordnung der Cherubim in die Engelhierarchie geschah erst in späteren Werken, wie in De Coelesti Hierarchia. Unterschiedliche Quellen geben teilweise widersprüchliche Informationen über das Aussehen der Cherubim. In frühen traditionellen jüdischen Ansichten wurden Cherubim auch als Wesen mit Zügen eines jungen Menschen dargestellt und sie wurden später mit Cupido/Eros in Verbindung gebracht. Dabei beschreibt das Buch Ezekiel die Cherubim als geflügelte Löwen mit menschlichen Köpfen.[3] Der Cherub kann eine kultische Schutzfunktion besitzen oder auch Gott als Träger (Thron) dienen.

Cherubim in der Bibel

In der Bibel sind Cherubim Engel von hohem Rang, die für besondere Aufgaben herangezogen werden. Sie unterscheiden sich von den Seraphim, einer anderen Klasse von Engeln, die eine Gestalt haben, die der des Menschen gleicht.

Cherubim werden in der Bibel über neunzigmal erwähnt. Zum ersten Mal tauchen sie in der Genesis auf, wo sie nach dem Sündenfall und der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Garten Eden von Gott als Wächter vor dessen Zugang aufgestellt werden:

„Er vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens von Eden die Cherubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.“

Gen 3,24 EU

Die Bundeslade in der Stiftshütte wurde nach Anweisung JHWHs mit zwei Cherubim-Statuen verziert:

„Verfertige auch eine Deckplatte aus purem Gold zweieinhalb Ellen lang und anderthalb Ellen breit! Mach zwei Kerubim aus getriebenem Gold und arbeite sie an den beiden Enden der Deckplatte heraus! Mach je einen Kerub an dem einen und dem andern Ende; auf der Deckplatte macht die Kerubim an den beiden Enden! Die Kerubim sollen die Flügel nach oben ausbreiten, mit ihren Flügeln die Deckplatte beschirmen und sie sollen ihre Gesichter einander zuwenden; der Deckplatte sollen die Gesichter der Kerubim zugewandt sein.“

Ex 25,17–20 EU

Die 17 Erwähnungen von Cherubim im Buch Exodus beziehen sich überwiegend auf die figürlichen Darstellungen über der Deckplatte der Bundeslade und zu einem kleineren Teil auf Darstellungen auf den Vorhängen für das Heiligtum in der Stiftshütte. Außer der Angabe, dass es sich um Figuren mit Flügeln handelt, wird ihre Form nicht genau beschrieben. So bleibt offen, ob Körper und Gesicht Ähnlichkeiten zu Menschen oder Tieren haben.[4] Ähnliches gilt für die künstlerische Darstellung der Cherubim für den salomonischen Tempel, wie sie in 1 Kön 6–8 EU und 2 Chr 3–5 EU erscheint.

Zu Beginn des Buches Ezechiel (1,5–11 EU) werden nicht näher bezeichnete „Lebewesen“ beschrieben, die in Kapitel 10 EU als Cherubim identifiziert werden.[5] Sie werden dargestellt als begrenzt menschenähnliche Wesen mit Flügeln ähnlich Sphingen, die einen himmlischen Wagen (Merkaba) begleiten, auf dem Gott thront:

„Mitten darin erschien etwas wie vier Lebewesen. Und das war ihre Gestalt: Sie sahen aus wie Menschen. Jedes der Lebewesen hatte vier Gesichter und vier Flügel. Ihre Beine waren gerade und ihre Füße wie die Füße eines Stieres; sie glänzten wie glatte und blinkende Bronze. Unter den Flügeln an ihren vier Seiten hatten sie Menschenhände. [Auch Gesichter und Flügel hatten die vier.] Ihre Flügel berührten einander. Die Lebewesen änderten beim Gehen ihre Richtung nicht: Jedes ging in die Richtung, in die eines seiner Gesichter wies. Und ihre Gesichter sahen so aus: Ein Menschengesicht (blickte bei allen vier nach vorn), ein Löwengesicht bei allen vier nach rechts, ein Stiergesicht bei allen vier nach links und ein Adlergesicht bei allen vier (nach hinten). Ihre Flügel waren nach oben ausgespannt. Mit zwei Flügeln berührten sie einander und mit zwei bedeckten sie ihren Leib.“

Ein bekannter Cherub aus der Bibel ist der im Buch Ezechiel erwähnte Helel, in der christlichen Mythologie als Satan identifiziert, der durch einen Sturz auf die Erde (Ez 28,14–17 EU) aus dem Himmel vertrieben worden sein soll.

Cherubim im Islam

Die vier Träger des himmlischen Thrones in der islamischen Kunst

Im Islam sind die Cherubim die Gott nahen Engel (arabisch مُقَرَّبُون, DMG {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), Plural von مُقَرَّب, DMG {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) ‚[Gott] Nahegestellter, Vertrauter‘)[6] (Sure 4:172), die den Thron tragen. Sie bitten Gott um Vergebung für die Menschen und beschützen die Rechtschaffenen (40:7). In der Sure 69 sagt der Koran:

„Und der Himmel spaltet sich und ist an jenem Tag brüchig. Und die Engel befinden sind (rundum) an seinem Rand, während acht hoch oben (w. über ihnen) an jenem Tag den Thron deines Herrn tragen.“

Rudi Paret: Der Koran, Sure 69:16-17[7]

Insgesamt gebe es acht Cherubim. Zur Rangordnung der Cherubim gehören auch die vier Erzengel.[8] Die übrigen Cherubim werden häufig mit tierischen Merkmalen versehen und bestünden aus unterschiedlichen Materialien, wie Feuer, Erbarmen oder Wasser.[9]

In der ismailitischen Vorstellung gibt es sieben Cherubim, vergleichbar mit dem Glauben an sieben Erzengel.

Kunstgeschichte

Menschenähnlicher Cherub in der St.-Genesius-Kirche in Madrid (18. Jahrhundert)

In der Kunst kommen die Cherubim häufig vor und werden meist menschenähnlich (außer in den mittelalterlichen Abbildungen) dargestellt. Auch hier wird die Bezeichnung Cherubim oft als Synonym für Engel gebraucht.

Der Cherub wird in Schillers Gedicht An die Freude und in dessen Vertonung im vierten Satz von Beethovens Neunter Sinfonie erwähnt: „[…] und der Cherub steht vor Gott“.

Auch das christliche Te Deum (um 400) beziehungsweise das entsprechende Kirchenlied Großer Gott, wir loben dich nennen die Cherubim in der zweiten Strophe.

Siehe auch

  • Cherubismus
  • Cherubkopf
  • Buraq
  • Cheruben-Ei

Literatur

  • Yves Cattin und Philipp Faure: Die Engel und ihre Bilder im Mittelalter. Regensburg 2000, ISBN 3-7954-1290-0.
  • Peter Riede: Keruben / Kerubenthroner. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 1. November 2013.

Weblinks

Commons: Cherubim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Cherub – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. www.bibelwissenschaft.de, aufgerufen am 2021-01-24
  2. Alice Wood: Of Wings and Wheels: A Synthetic Study of the Biblical Cherubim. De Gruyter, 3. November 2008, ISBN 9783110211214, Seite 1 (englisch).
  3. Alice Wood: Of Wings and Wheels: A Synthetic Study of the Biblical Cherubim. De Gruyter, 3. November 2008, ISBN 9783110211214, Seite 2 (englisch).
  4. Stephen T. Hague: אֲרוֹן. In: Willem A. VanGemeren (Gen. Ed.): Dictionary of Old Testament Theology & Exegesis, Vol. 1, Paternoster: Carlisle 1997, S. 502
  5. Peter Riede: Keruben / Kerubenthroner. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 1. November 2013.
  6. Vgl. Hans Wehr: Arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1968, S. 673.
  7. Rudi Paret: Der Koran. 12. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-17-026978-1, S. 405.
  8. Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall: Rosenöl. Erstes und zweytes Fläschchen: Sagen und Kunden des Morgenlandes aus arabischen, persischen und türkischen Quellen gesammelt. Hrsg.: BoD – Books on Demand. ISBN 978-3-86199-486-2, S. 12.
  9. Syrinx von Hees: Enzyklopädie als Spiegel des Weltbildes: Qazwīnīs Wunder der Schöpfung: eine Naturkunde des 13. Jahrhunderts. ((Diskurse der Arabistik, Band 4) Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2002, ISBN 978-3-447-04511-7, S. 283.

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