Charenza
Charenza ist die Bezeichnung eines slawischen Burgwalls auf der Insel Rügen.
Lage
Bisher galt als sicher, dass der Burgwall bei Garz der Ort des in den Schriften des Saxo Grammaticus und Helmold von Bosau beschriebenen Charenza war. Nach einer neuen Hypothese jedoch ist Charenza mit dem Burgwall bei Venz in der Gemeinde Trent (Rügen) gleichzusetzen. Begründet wird diese u. a. mit der unterschiedlichen Bedeutung der Namen Garz („kleine Burg“) und Charenza. Weiterhin passt die Nähe zum Kap Arkona besser zu den Zeitangaben in den „Gesta Danorum“ des Saxo Grammaticus. Noch im 14. Jahrhundert wurde im Kirchspiel Gingst ein Ort namens Gharense erwähnt.
Name
Der Name Charenza (auch Karentia, Karenz) soll sich vom Personennamen „Chareta“ ableiten. Eine andere These geht vom Wort „Koreta“ aus, was auf deutsch Wurzel bedeutet.
Geschichte
Charenza war Fürstensitz und Tempelort der Ranen. Hier befanden sich die Heiligtümer der slawischen Götter Rugievit, Porevit und Porenut. Außerdem diente es als Fluchtburg.
Im Jahre 1168 eroberten die Dänen unter Waldemar I. die Jaromarsburg am Kap Arkona. Auf Betreiben des dänischen Bischofs Absalon von Roskilde kapitulierte Charenza nach Verhandlungen mit den rügischen Fürsten Tezlaw und Jaromar wenige Tage später kampflos. Die Tempelanlagen wurden zerstört und es fanden Massentaufen statt. Die ranischen Fürsten behielten ihren Besitz, wurden aber Vasallen des dänischen Königs. Absalon sicherte so für Dänemark gegenüber seinen bisherigen Verbündeten, den Pommernherzögen Bogislaw und Kasimir I. die Vorherrschaft auf Rügen. Die rügischen Fürsten verlegten später ihren Hauptsitz auf den Rugard.
Der dänische König stiftete Geld für 12 Kirchen auf Rügen, unter anderem für die 1232 mit dem Dorf Gagern belehnte „capelle nostre in Charenz“. 1234 wurde in Charenza durch Wizlaw I. der Stadt Stralsund das Lübische Stadtrecht verliehen. 1237 wird Charenza zum letzten Mal urkundlich erwähnt.
Literatur
- Kratzke, Reimann, Ruchhöft: Garz und Rugendahl auf Rügen im Mittelalter. In: Baltische Studien 2004 – Pommersche Jahrbücher für Landesgeschichte. Neue Folge Bd. 90, Verlag Ludwig, Kiel 2005, ISBN 3-937719-02-4, S. 25–52.
- Sven Wichert: Beobachtungen zu Karentia auf Rügen im Mittelalter. In: Baltische Studien 2005 – Pommersche Jahrbücher für Landesgeschichte. Neue Folge Bd. 91, Verlag Ludwig, Kiel 2006, ISBN 3-937719-35-0, S. 31–38.
Weblinks
Koordinaten: 54° 30′ 6,1″ N, 13° 18′ 59,9″ O