Arene Candide
Arene Candide ist eine archäologische Fundstätte in der Kommune Finale Ligure (Provinz Savona) in der italienischen Region Ligurien. Es handelt sich um eine Kaverne, die durch die starken nacheiszeitlichen Winde entstand, die vor dem Caprazzoppa (Hochebene) große Mengen von Sand anwehten. Industrielle Nutzung verminderte die Quarzsandmenge erheblich, so dass die einstige Düne heute praktisch abgetragen ist.
Grabungen
Nach den von Arturo Issel bereits 1864 erwähnten Knochenfunden ging die spätere Grabungsstätte als Caverna delle Arene Candide in die archäologische Literatur ein. Größere Grabungen fanden unter Leitung von Luigi Bernabò Brea[1] und Luigi Cardini[2] in den Jahren 1941 bis 1942 und 1948 bis 1950 statt. Es fanden sich Spuren paläolithischer bis byzantinischer Relikte aus der Zeit zwischen 26.000 v. Chr. und 700 n. Chr. Die Höhle wurde bisher nur zu etwa einem Fünftel ergraben, daher wird vermutet, dass die untersten Schichten Artefakte aus der Zeit des Neandertalers enthalten.
Bestattungen aus dem Paläolithikum
19 paläolithische Bestattungen, einige von ihnen mit reichen Grabbeigaben, machten die Düne zu einem der ertragreichsten Fundorte Europas. So war dem als Kleiner Prinz bezeichneten Mann, der vor etwa 23.000 Jahren bestattet wurde, ein Pelzumhang beigegeben worden, der aus 400 vertikal angeordneten Eichhörnchenfellen bestand.[3] 423 Schwanzknochen von Eichhörnchen wurden dem Umhang zugeordnet.[4]
Der Prinz lag in einer Schicht aus Ocker ausgestreckt. Den Rand des Grabes bildeten dunkle Steine. Der Kopf des jungen Mannes war nach links gewandt und umgeben von Hunderten durchbohrter Schneckengehäuse und Hirschgrandeln (Eckzähne). Sie stammen vermutlich von einem Hut oder einer Maske. Gehänge aus Mammutelfenbein, durchbohrte Cypraea-Schneckenschalen, vier Lochstäbe aus Hirschgeweih und die besagten Eichhörnchenknochen umgaben ihn. In der rechten Hand hielt er einen steinernen Dolch aus exotischem Feuerstein. Die linke Hälfte des Unterkiefers fehlt, dort befindet sich eine größere Menge Ocker. Die Verletzung hatte begonnen zu heilen, möglicherweise sollte dies der Ocker unterstützen. Die Radiokohlenstoffdatierung ergab ein 14C-Alter von 23.440 BP ± 190 Jahren.[5]
Literatur
- Luigi Cardini: Dipinti schernatici antropomorfi della Grotta Rornanelli e su ciottolo dei livelli mesolitici della Caverna delle Arene Candide e della Grotta della Madonna a Praia a Mare. Atti della XIV° Riunione Scientifica dell’Istituto Italiano di Preistoria e Protostoria in Puglia, Florenz 1972, S. 225–235.
- Giorgio Paoli, Raffaello Parenti, Sergio Sergi: Il giovane paleolitico della Caverna delle Arene Candide, in: Memorie dell’Istituto di Paleologia Umana 2 (1974) 13-38.
- Giorgio Paoli, Raffaello Parenti, Sergio Sergi: Gli scheletri mesolitici della Caverna delle Arene Candide (Ligura), in: Memorie dell’Istituto di Paleologia Umana 3 (1980) 33-154.
- Luigi Cardini: La Necropoli Mesolitica delle Arene Candide, in: Studi di Paletnologia, Paleontropologia, Paleontologia e Geologia del Quaternario, Memorie dell’Istituto Italiano di Paleontologia Umana, 3 (1980).
- Amilcare Bietti (Hrsg.): The Upper Pleistocene Deposit of the Arene Candide Cave (Savona, Italy): New Studies on the 1940-42 Excavations, Quaternaria Nova, IV (1994).
- Roberto Maggi (Hrsg.): Arene Candide. Functional and Environmental Assessment of the Holocene Sequence, Il calamo, 1997.
- Santo Tiné, Daniele Arobba (Hrsg.): Neolitico nella Caverna delle Arene Candide (scavi 1972-1977), Istituto Internazionale di Studi Liguri, Bordighera 1999.
Weblinks
- Museo Archeologico del Finale
- Finale Ligure (Sv). Scavo archeologico nella caverna delle Arene Candide, Archeo Rivista
Anmerkungen
- ↑ Luigi Bernabò Brea: Gli scavi nella caverna delle Arene Candide, Bordighera 1946.
- ↑ Luigi Cardini: Nuovi documenti sull’antichità dell’Uomo in Italia: reperto umano del Paleolotico superiore nella Caverna delle Arene Candide, in: Razzi e Civiltà III (1942) 5-25 und Ders.: Gli strati paleolitici e mesolitici della Caverna delle Arene Candide, in: Rivista di Studi Liguri 12 (1946) 29–37.
- ↑ Art. Mantel, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 19, hier: S. 239.
- ↑ Catherine Panter-Brick: Hunter-Gatherers. An Interdisciplinary Perspective, Cambridge University Press 2001, S. 52.
- ↑ Paul Pettitt: The Palaeolithic Origins of Human Burial, Routledge 2011, S. 182.
Koordinaten: 44° 9′ 42,4″ N, 8° 19′ 34,9″ O