Aquincum
Koordinaten: 47° 33′ 49,86″ N, 19° 2′ 57,89″ O
Aquincum ist der Name der antiken römischen Stadt, die an der Stelle des heutigen Budapests lag.
Es handelte sich schon in der Antike um eine bedeutende Stadt, wie schriftliche und archäologische Quellen belegen. Sie ist für eine modern überbaute antike Stadt sehr gut erforscht. Aquincum bestand aus zwei Siedlungskernen und bildete eine Art Doppelstadt. Es gab ein Legionslager mit einer Siedlung und eine unabhängige Zivilstadt im Norden davon. Die Stadt lag am Danuvius (Donau), der damals die Grenze des Römischen Reiches in dieser Region darstellte. Dadurch kam der Stadt auch eine besondere strategische Bedeutung zu.
Geschichte
Um Christi Geburt wurde das Gebiet des heutigen Ungarn von den Römern erobert. Das Gebiet des späteren Budapest wurde damals von dem keltischen Stamm der Eravisker beherrscht. Diese hatten hier ihren Hauptort und prägten unter den Römern sogar eigene Münzen. Ab 40 n. Chr. wurde das Gebiet dann aber vollständig unter römische Kontrolle gebracht. Es entstand ein Militärlager der Ala I Tungrorum Frontoniana. Die Bauinschrift ihres Lagers ist zum Teil erhalten. Im Jahr 89 wurde eine Legion hierher versetzt und ein entsprechendes Lager errichtet. Um die Lager entstanden im Laufe der Zeit bedeutende Zivilsiedlungen. Es wurde ein Forum erbaut.
Um 106 wurde die Provinz Pannonia inferior eingerichtet, deren Hauptstadt Aquincum wurde. Im Jahr 107 wurde der spätere Kaiser Hadrian Statthalter in Aquincum. Es wurde ein Statthalterpalast errichtet. Vor allem im Norden, in einigem Abstand zum Lager, entstand ein Siedlungszentrum, das im Jahr 124 die Stadtrechte verliehen bekam. Der Ort erhielt den Status eines Municipiums. Diese Stadt wurde mit einer Mauer, einem öffentlichen Bad und anderen öffentlichen Gebäuden ausgestattet. In den folgenden Jahren wurden auch zwei Amphitheater errichtet, eines für die Zivilstadt und ein weiteres für das Militärlager. Im Jahr 194 wurde die Zivilstadt in den Status einer Kolonie erhoben. Im Jahr 296 wurde Pannonia inferior in zwei Provinzen unterteilt. Aquincum verlor dabei den Status einer Provinzhauptstadt, war aber weiterhin von besonderer Bedeutung. Die Zivilstadt wurde in dieser Zeit jedoch verlassen.[1] Um 332 wurde ein neues Legionslager errichtet. Ca. 30 Jahre später kam es zum Bau einer christlichen Doppelbasilika in der Zivilstadt. Ab dem Ende des vierten Jahrhunderts kam es vermehrt zum Eindringen von germanischen sowie hunnisch-alanischen Einwanderern, die sich auch im Gebiet der Stadt niederließen. Kurz nach 430 wurde Pannonien offiziell von den Römern aufgegeben und den Hunnen überlassen. Eine römische oder romanisierte Restbevölkerung ist aber auch noch in der Folgezeit nachweisbar.
Die Stadtanlagen
Die Reste von Aquincum befinden sich heute in den nördlichen Vororten von Budapest und sind wegen der dort dünneren Bebauung teilweise gut erhalten und gut erforscht. Reste römischer Aktivitäten fanden sich fast im ganzen Stadtgebiet, aber vor allem rechts der Donau. Das Legionslager nahm eine Fläche von etwa 400 × 500 m ein. Bei Ausgrabungen konnten fast alle wichtigen Gebäude solch eines Lagers archäologisch nachgewiesen werden. In der Mitte stand das Stabsgebäude (Principia). Es gab ein großzügig angelegtes Militärbad (Balineum), ein Lazarett (Valetudinarium), Werkstätten, Getreidespeicher (Horreum) und natürlich die Mannschaftsbaracken.
Vor allem östlich schloss sich ein Lagerdorf (Vicus) an, das sich an der Donau entlangzog und mit einer Nordsüdausdehnung von mehr als einem Kilometer durchaus städtischen Charakter hatte. Es gab öffentliche Bäder, Tempel und einen Marktplatz. Auf einer Insel, gegenüber der Stadt lag der Statthalterpalast. Im Süden befand sich ein Amphitheater. Im Westen fanden sich vor allem Handwerksbetriebe. Im Norden einige reich mit Malereien und Mosaiken ausgestattete Stadtvillen.
Nördlich dieses städtischen Zentrums lag eine weitere, etwas kleinere, von einer Mauer umgebene zivile Stadtanlage mit einem eigenen Amphitheater, Tempeln und Bädern. Diese Stadt hatte den Status eines Municipiums und später den einer Kolonie inne.
Orgel
An Einzelfunden aus Aquincum sind vor allem Reste einer tragbaren Orgel zu nennen. Es handelt sich um eine der wenigen erhaltenen Exemplare aus dem Römischen Reich. Sie wurden 1931 in den Ruinen des Vereinsgebäudes der Feuerwehrkörperschaft gefunden. Erhalten waren nur noch die Metallteile, also Pfeifen, Registerrutschen, Kessel und eine Inschrifttafel, die berichtet, dass die Orgel von Gaius Iulius Viatorinus der Feuerwehrkörperschaft geschenkt wurde.[2][3]
Siehe auch
Literatur
- Aqvincvm. Budapest a római korban. = Das römische Budapest. (Készült a Budapesti Történeti Múzeumban az Aquincumi Muzéum fennállásának 100. éfvordulója alkalmából). s. n., Budapest s. a. (um 1989), ISBN 963-7096-19-1.
- Melinda Kaba: Thermae maiores. Das Grosse Bad des Legionslagers von Aquincum. Budapest III, Bez. Flórián-Platz. Budapesti Történeti Múzeum, Budapest 1987, ISBN 963-7096-01-9.
- Bálint Kuzsinszky: Aquincum. Führer durch die Ausgrabungen und das Museum. Erschienen zur 50. Jahresfeier der Vereinigung der Kgl. Städte Pest und Ofen. Neue deutsche, umgearbeitete und vermehrte Auflage. Verlag der Haupt- und Residenzstadt Budapest, Budapest 1924.
- Margit Nemeth: Denkmäler des Legionslagers von Aquincum. Budapesti Történeti Múzeum, Budapest 1986.
- Klára Póczy: Aquincum. Das römische Budapest. Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3473-7.
- Wilhelm Tomaschek: Aquincum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 333.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Orsolya Láng: Is that really the end or what happened in the Civil Town of Aquincum in the fourth century AD? In: Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae, 9, 1 (2018), S. 134–168 online
- ↑ Hydraulis - Orgelfunde hydraulis.de
- ↑ Bilder der rekonstruierten Orgel, Aquincum Museum, abgerufen am 8. Dezember 2018.